Die bei ¡Radical Riddims! vertretenen Musikstile sind miteinander verwandt und alle in Folge der globalen Dance Music Styles wie HipHop, House und Techno in regional differenzierten Ausprägungen entstanden und weiterentwickelt worden. Die Stile stehen untereinander in Austausch, sind alle eher lo-fi produziert und hybridisieren sie zunehmend. Allen Styles gemein ist, parallel zur globalen Vernetzung, die Verankerung in lokalen Soundsystem Cultures des Black Atlantic, in der DJ-ing, MC-ing und Dancing etwa gleichwertige Rollen spielen. Die Betonung auf Bass als musikalisches, somatisch wirkendes Element wirkt dabei geradezu wie eine Reaktion und Erwiderung auf die mit der Musik assoziierte Immaterialität und Transferabilität des digitalen Zeitalters...

Baile Funk
In den 90ern in brasilianischen Favelas entstandene schnelle elektronische lo-fi Hip-Hop-Variante. Verwandt mit dem US-amerikanischen Miami Bass der 80er Jahre. Verarbeitet auch musikalische Elemente der 80er-Jahre-New-Wave. Schnell produziert, mit roh und eher monoton klingenden Vocals.


Baltimore Club

In den späten 80ern in Baltimore entstandene, stakkatohafte House Music mit ungefähr 130 bpm. Verwandt mit dem in Detroit zeitgleich entstandenen Ghetto Tech, mit Einflüssen aus Miami Bass und europäischem Breakbeat. Signature Dancing spielt hier, wie auch bei Chicago Juke, eine große Rolle.



Bassline

Entstanden um 2002 in Sheffield. Moderne Variante des britischen 2step / Uk Garage und deren Vorläufer Speedgarage. Ähnlich wie bei diesen werden R&B Vocals hochgepitcht, allerdings basiert Bassline auf Four-to-the-Floor-Beats, bei dem der Bass die meist 16 Takte lange Melodie führt. Wie bei Dubstep extreme Betonung auf Bass; in der Regel eher schnell, 135 bis 140 bpm.


Bounce

Energetische, stakkatohafte Spielart des HipHop, entstanden in den späten 80er Jahren in New Orleans als „Project Music“. Geprägt vom Call-and-Response-MC-Style. Ähnlich wie im Baile Funk spielt Körper- und Sex-betonender Booty Dance eine entscheidende Rolle.


Breakbeat

Überbegriff für ein bedeutendes Segment rhytmusbetonter, gobaler Dancemusic, das entgegen dem 4/4-Takt des Techno und House auf HipHop-typische gebrochene Beatstrukturen setzt. Artverwandt mit Drum’n’Bass, mit vergleichsweise geraderen, klarer wirkenden Beats, ähnlich wie das analoger klingende Subgenre Big Beat. Breakbeat hat viele derartige Unterkategorien, das Tempospektrum reicht von 110-150 bpm.


Bullerengue

Traditionelle folkloristische Musik aus der Karibik. Vor allem von Frauen gesungen und getanzt. Stilistisch mit Cumbia verwandt.


Chicago Juke

Schnelle Lo-Fi-Variante von Ghetto House (150-160 bpm), begleitet vom Signature-Tanzstil Footwork, eine Art Breakdance, bei dem Tanzschritte in Höchst-geschwindigkeit ausgeführt werden und der Oberkörper fast unbewegt bleibt.


CoupÉ DÉcalÉ

Einer der populärsten Musik- und Tanzstile Afrikas. Kreiert etwa 2003 durch in der Pariser Diaspora lebende Musiker der Elfenbeinküste, die den in den 70ern entstandenen, auf traditionellen Rhythmen basierenden Ziglibithy weiterverarbeitet haben. Hörbar sind auch Einflüsse aus dem jamaikanischen Dancehall.


Cumbia Digital

Zeitgenössische Club-taugliche Version des Cumbia, der auf treibenden und swingenden Rhythmen afrikanischen Ursprungs und spanisch beeinflussten Melodien basiert. Cumbia Digital ist ergänzt um elektrische Instrumente und digitale Drumcomputer-Samples. Eher moderates Tempo mit 90-110 bpm; populär besonders in Kolumbien, Mexiko und Argentinien.


Dancehall

In den 70ern entstandene, auf Reggae aufbauende, basslastige und überwiegend digital erzeugte Tanzmusik aus Jamaika. „Ur-Mutter“ aller heutigen Soundsystem Cultures. Basiert auf tanzbaren Instrumental Riddims (vom Selector ausgewählt) und dem Toasting (= Rappen) von MCs (=Masters of Ceremony).


Dubstep

Um 2000 in England entstandene, inzwischen transnationale heavy Bass Music. Instrumentale und „musikalischere“ Version des Vorgängers Grime. Basiert wie 2step und Drum’n’Bass auf Off-Beat-Patterns.


Ghetto Tech

Anfang der 90er sich in Detroit entwickelt habende elektronische, 140-160 bpm schnelle House Music. Einflüsse von Electro Funk und Miami Bass. Eher rough, ist Techno näher als Breakbeat. MCing spielt hier z.B. kaum eine Rolle.


Kuduro

In den späten 80er Jahren begannen Musikproduzenten in Angolas Hauptstadt Luanda damit, afrikanische Percussion-Samples mit traditionellen Calypso- und Socca-Rhythmen zu mixen. Der daraus resultierende Stil wurde zunächst Batida genannt, mit zunehmendem Rappen zu diesen Tracks wurde daraus Kuduro. Auch hier ist der - wie bei vielen Tanzstilen des Global Ghetto Tech - vom Dancehall stark beeinflusste Tanzstil konstitutiver Bestandteil des Genres.


Kwaito

Wichtigste Einflüsse sind HipHop und Dancehall. Aber auch andere, teils lokale, historische Genres, teils internationale, pop-musikalische Einflüsse spielen eine Rolle. Der Stil ist in den frühen 90ern in Südafrikas urbanen Zentren, den sogeannten Townships, mit ihren durch die Apartheid geprägten sozialen und musikalischen Strukturen, entstanden.


Miami Bass

Entstanden in den 80er Jahren in der Folge von Elektro Funk, mit großer Popularität in den folgenden zwei Dekaden. Inspiration für Brasilianischen Baile Funk, verwandt mit Ghetto Tech aus Detroit.


Moombahton

Eine in den letzten zwei Jahren, auf den Datenhighways zwischen New York und Washington DC entstandende Mischung aus Cumbia und House. Straighte, groovy Kickdrum, Verwendung vieler signifikanter Samples. So wie Raggaeton nur etwa 110 bpm schnell.

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